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Küssen verboten?

Münster`sche Zeitung Samstag, 05.08 2008

Lebenssinn bis Infektionsgefahr- die Ansichten zum Schmatzer sind weit gestreut
Münster: Ausdruck ganz großer Gefühle - dass bedeutet der Kuss wohl für die meisten. Doch es gibt auch andere Ansichten. Mancher Münsteraner denkt beim Thema Küssen zuerst an Musik, an den Sinn des Lebens oder an Herpes und Karies.

Am Sonntag ist "Tag des Küssens". Ein Grund dafür, dass verschiedenste Menschen sich auf verschiedenste Art zum Thema äußern. Dass Küssen nicht nur Körperkontakt, Liebe und Freundschaft, sondern im weiteren Sinne auch Spaß an Party und Musik bedeuten kann, beweist Michael Brandes.

Er veranstaltete in den vergangenen zehn Jahren die "Komm Küssen Party" in der Luna Bar. Ihr Name hat mit der herkömmlichen Bedeutung des Wortes "Küssen" jedoch nichts zu tun. Brandes übernahm ihn von einem Musikmagazin. "Beim Thema Kuss denke ich tatsächlich zuerst an die Partys", bekennt er. Für alle Feierwilligen, denen es ähnlich geht, immerhin eine gute Aussicht: Die Luna Bar schloss zwar vor einer Woche ihre Pforten, doch für "Komm Küssen" sucht der Veranstalter bereits eine neue Location.

Lebenssinn Diplom-Pädagoge und Paar-Therapeut Claas Bahr muss nicht lange suchen. Pärchen, die ihre Gefühle auch in der Öffentlichkeit nicht verbergen wollen, sieht er an jeder Ecke. "Im Sommer sind die Hormone eben besonders aktiv", sagt er. "Und das Küssen aktiviert sie noch mehr". Der Therapeut freut sich: "Küssen ist eine wesentliche sinnliche Erfahrung. Und Sinn steht hier auch für Lebenssinn".

Probleme mit dem "Kuss an sich" sind in seiner Praxis nur selten ein Thema. "Viel eher schon mit Nähe", so Claas Bahr. "und das hängt natürlich direkt zusammen. Schließlich ist das Küssen auch eine wichtige Kontaktform". Liebe und Glück überall also - hat Küssen denn nur gute Seiten? Nicht wirklich, meint Hilka Herrgott von der Hautklinik Münster. "Wer eine Herpesinfektion hat, sollte lieber ein paar Tage verzichten. Denn die Ansteckungsgefahr ist hoch."

Dermatologin Dr. Gabriele Stengel sieht noch weitere Gefahren. Auch eine Übertragung von Karies ist möglich. Und es wird noch schlimmer: "Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist eine Form von Herpes und heißt in den USA Kuss-Krankheit." Wer jetzt schon um sein Leben fürchtet, den beruhigt die Hausärztin aber gleich wieder: "Die meisten Erwachsenen haben Antikörper gegen alle diese Infektionen entwickelt."Von Küss Verbot ist also keine Rede: "Die Vorteile überwiegen."

Denn genauso kennt sie Studien , die beweisen, dass gesellschaftliche Kontakte das Immunsystem enorm stärken. "Und da steht das Küssen natürlich ganz oben."

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